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05.09.2014

Gutachten

Heute habe ich ein kurzes Gespräch mit einem Freund (so wie ich gelernter Elektrotechniker) über dieses „Auftriebskraftwerk“ geführt. Sein lakonischer Kommentar: „Einfach nur närrisch!“

Er meinte, wenn ROSCH sicher wäre, dass ihr „Kraftwerk“ tatsächlich Strom aus dem Nichts erzeugen könnte, dann dürften sie damit rechnen, 10 Jahre in Folge den Nobelpreis für Physik zu erhalten. Denn dann würde NICHTS mehr stimmen in der Physik. Gar nichts mehr. Er meinte, diese Leute seien einfach nur ganz simple Betrüger. Nichts anderes. Dies sei auch nicht wirklich weiter tragisch, denn wer spricht denn heute Wahrheit? Man muss bloß eine beliebige Tageszeitung aufschlagen, eine beliebige Nachrichtensendung im Fernsehen verfolgen – es wäre doch überall das Gleiche. Man möchte Aufmerksamkeit erregen, besser als der andere sein und damit mehr Geld als der andere abstauben.

Und was die Ahnungslosen betrifft, die jetzt viel Geld in etwas investieren, das völlig für die Katz ist: Er meinte, sie verdienen es nicht besser. Es wäre ihr ganz persönlicher Lernprozess, denn Dummheit ist nun mal eine Eigenschaft, für die jeder selber verantwortlich ist.

Ich konnte nicht anders – ich stimmte ihm zu.

Auf der Website der ROSCH AfrAsia habe ich das Gutachten gefunden, das angeblich belegt, wieviel Energie mit dem Demonstrationskraftwerk in Belgrad erzeugt werden kann.

Das Gutachten wurde von der Firma HTL GmbH in D 52159 Roetgen erstellt. Lt. firmen-informer.de ist der Unternehmenszweck „Vertriebsförderung und Projektentwicklung“. Die HTL GmbH wurde erst im März dieses Jahres (20.03.2014) gegründet und ist kein(!) Ingenieurbüro. In Österreich werden solche Gutachten, wenn sie etwas taugen sollen, von vereidigten Zivilingenieuren erstellt.

Ich bin selber Ingenieur und werde dieses Gutachten jetzt ein wenig „zerpflücken“ – Kollegen, die ihr dieses hier lest, klopft mir bitte auf die Finger, sollte ich Blödsinn schreiben!

Aus dem Gutachten geht nicht hervor, dass bei Beginn der Messung sämtliche Auftriebsbehälter mit Wasser gefüllt waren. Dies müsste der Fall gewesen sein, wenn die Messung der ersten 10 Minuten (Anlaufphase, Befüllung der Behälter mit Druckluft) irgendeinen Sinn machen sollte. Die Behälter sind offensichtlich an der Umlaufkette so fixiert, dass auf der Auftriebsseite immer die Öffnungen nach unten zeigen. Luft entweicht auch nach sehr langen Zeiträumen des Stillstands nicht aus den Behältern, solange sie sich mit der Öffnung nach unten im Wasser befinden und durch einen Mechanismus (das kann ein einfacher Bolzen sein) am Auftrieb gehindert werden. Solange sich Luft in einem unter Wasser befindlichen Behälter befindet, entspricht dies gespeicherter Auftriebs-Energie.

Die eigentliche Messung des Betriebs dauerte gerade mal 20 Minuten. Das ist m.E. viel zu kurz, um eine auch nur halbwegs genaue Messung zu ermöglichen.

Während des Betriebs ist durch die Luft in den Auftriebsbehältern eine Menge Energie in der Anlage gespeichert und kurzfristig könnte ich daher ein Mehrfaches der Dauerleistung entnehmen, ohne dass der Mechanismus deshalb gleich stehenbleibt.

Sinnvoll wäre eine kontinuierliche Messung über 24 Stunden oder mehr.

Beim Aufbau der Anlage kann keineswegs(!) Betrug ausgeschlossen werden. Die Anlage ist fix installiert und es konnte keinesfalls zweifelsfrei festgestellt werden, dass nicht von außen Energie in irgendeiner Form zugeführt wird.

Es gibt keinerlei Angaben über die Drehzahl des Generators. Im Video des serbischen Auftriebskraftwerks von ROSCH ist zu sehen, dass sich der Generator mit einer geschätzten Drehzahl von 250 U/min. dreht. Aufgrund des Durchmessers des Generators muss jedoch angenommen werden, dass es sich nicht um eine vielpolige Maschine handelt, sondern eher um einen ganz gewöhnlichen konventionellen Drehstromgenerator (vermutlich 4-polig). Damit man mit einer Antriebsdrehzahl von 250 U/min. eine Ausgangsfrequenz von 50 Hz erhält, benötigt man einen 24-poligen Generator!! Die gezeigte Maschine hat definitiv wesentlich weniger Pole (auch wenn das nicht direkt sichtbar ist – man kann es jedoch anhand ihres äußeren Durchmessers abschätzen).

Die Messungen wurden mit einem Fluke 435 QP durchgeführt. Aus dem Betriebshandbuch zum Fluke 435 QP sowie dem zugehörigen Technischen Datenblatt geht eindeutig hervor, dass das Messgerät für Systeme mit 50 oder 60 Hz geeignet ist (einige Messungen können auch in Systemen mit 400 Hz durchgeführt werden). In Systemen mit 50 Hz beträgt lt. Datenblatt der Messbereich 42,5 bis 57,5 Hz. Wenn ich annehme (und hier bin großzügig), dass der Generator eine 8-polige Maschine ist, dann würde er bei einer Antriebsdrehzahl von 250 U/min. eine Ausgangsfrequenz von 16,67 Hz liefern. Das verwendete Messgerät ist dafür jedoch gar nicht geeignet ...

Auf Seite 11 des „Gutachtens“ heißt es wörtlich: „Durch Vergrößerung der Behälterhöhe und damit der Wassersäule kann ebenfalls eine Leistungserhöhung bei gleichem Luftvolumenstrom erreicht werden.“

Es stimmt zwar, dass bei gleichem Luftvolumenstrom(!) eine Leistungserhöhung erreicht werden kann, jedoch muss, um diesen gleichen Luftvolumenstrom aufrecht erhalten zu können, ebenfalls eine um den gleichen Faktor erhöhte Eingangsleistung aufgewendet werden. Es kann daher dadurch in Summe NICHTS(!) gewonnen werden.

Fazit: Dieses „Gutachten“ (das ein solches gar nicht ist), ist das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt werden kann.

Nachtrag (17.01.2015): Mittlerweile ist offensichtlich, dass die beiden Firmen unter einer Decke – pardon: unter einem Dach – stecken. ROSCH und die HTL GmbH residieren seit einigen Tagen im selben Gebäude.

 
 
 

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