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02.03.2017

Berylliumchlorid

Liebes Publikum,

ich spreche euch diesmal auf diese Weise an, denn ich weiß, dass sich im Laufe der bald 3 Jahre, seit dieses Schauspiel hier im Gange ist, eine nicht ganz kleine Gemeinde angesammelt hat, die mehr oder minder regelmäßig mitliest. Heute will der Böse Wolf mal alle seine bisherigen Erlebnisse in dieser Causa umfassend zusammenfassen:

„AAAUUUUUUUHHHUUUUUUHHHHH!!!!“

Der Böse Wolf (ich habe ihn genau beobachtet), ist zornstampfend aus seinem Bau herausgeschossen, hat den Wald, in dem er haust, dreimal mit beinahe Lichtgeschwindigkeit umrundet und hat dann wütend dem nächstbesten Grizzlybären, der ihm über den Weg gelaufen ist, ein Stück aus seinem Hinterteil herausgebissen. Nicht weil er etwa Hunger gehabt hätte (er steht nicht auf Bärenfleisch), sondern weil er einen ZORN hatte. Und zwar einen ganz MÄCHTIGEN Zorn!

Ihr wollt jetzt sicher wissen, was ihn denn gar so erzürnt hatte. Nun, um euch das zu erklären, muss ich ein bisschen ausholen ...

Heute früh hat mir mein Anwalt die Kopie eines Schreibens des Sachverständigen Dr. Schmid an den Richter geschickt, in dessen Betreff das Wort „Kostenwarnung“ enthalten ist. Ich wusste ja schon im Vorfeld des Verfahrens, dass Gutachten nicht gerade „kostengünstig“ sind, aber wofür manche Gutachten erstellt werden sollen, das hätte ich mir in meinen wildesten Alpträumen nicht vorstellen können.

Der Sachverständige will ein elektrotechnisches Hilfsgutachten erstellen lassen. Und zwar wegen der angeblich im Generator des Auftriebskraftwerks eingebauten Beryllium-Magneten, die sich laut Herrn Dohmen „verbrauchen“ und die deshalb in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden müssen.

Liebe Techniker im Publikum (ich weiß, ein erheblicher Teil von euch hat eine technische Ausbildung), euch muss ich nicht lange erklären, dass Magnete sich nicht „verbrauchen“. Solche Magnete gibt es einfach nicht. Punkt. Würde sich ein Magnet „verbrauchen“, hieße das, sein Masse würde abnehmen ...

Und „Beryllium-Magnete“ ... nun, Beryllium ist ein Leichtmetall, das nicht magnetisch ist. Kennt jemand im Publikum nicht-magnetische Magnete?? Oder gar solche, die man in regelmäßigen Abständen austauschen muss, weil sie sich „verbrauchen“? Ich bin ja nur ein zotteliger Wolf, ich lasse mich gerne belehren und lerne dazu – aber verschaukeln lasse ich mich gar nicht gerne!

Und schon gar nicht, wenn man bedenkt, dass ein elektrischer Generator mit einer Leistung von 100 kW bereits einen Wirkungsgrad von etwas mehr als 90 % aufweist ... mehr als 100 % kann er nicht haben, egal, ob man da Magnete aus Beryllium oder Schuhsohlensulfit (das ist sehr magnetisch und zieht vor allem Dreck mit enormer Kraft an) einbaut. Und es ist auch egal, ob man dieses Sulfit oder die Schwurbelmagnete jede Woche austauscht oder nur alle 18 Monate ...

Und hätte man einen Generator mit mehr als 100 % Wirkungsgrad, dann wäre dieser definitionsgemäß ein Perpetuum mobile ...

Sagt mal Leute, merkt ihr nicht, dass hier ein kleiner Groß-Möchtegern-Gauner euch ganz gehörig verar ... hmmppfff ... Grrrr ... hhMMMPFFF ... GRRRR ...

Armer Böser Wolf. Sie haben ihm die Schnauze zugebunden, sodass er außer einem halberstickten Knurren keinen Laut mehr herausbringen kann. Zu seiner eigenen Sicherheit. Denn hätte er das ausgesprochen, was er gedacht hatte, das wäre nicht nur nicht jugendfrei gewesen, das wäre ... hmmmmpff ...

Nun, um festzustellen, ob nicht-magnetische Magnete, die sich regelmäßig verbrauchen, Energie abgeben, braucht man natürlich ein „Hilfsgutachten“ im Wert von 3.000 Euro + MWSt.

Und vermutlich wird man in späterer Zukunft, um den Sinnfreiheiten noch eine weitere hinzuzufügen, auch für die angegebene chemische Gleichung

noch ein eigenes Gutachten eines Chemikers einholen (vermutlich im Wert von 8.000 Euro). Daraufhin wird man im Dom zu Spich eine Messe lesen und Herr Dohmen wird während seiner innigen Andacht eine Eingebung haben und flugs die magnetische Halbwertszeit aus seinem Hut zaubern, und da diese noch nicht bekannt ist, wird man ein weiteres Gutachten anfordern, das ... hhmmmppfff ...

Treten Sie einen Schritt zurück, verehrtes Publikum. Schauen Sie nicht nur den Baum an, der direkt vor Ihnen steht, gehen Sie noch einen weiteren Schritt zurück und sehen Sie den Wald, dann sehen Sie auch die absurde Komödie, die hier vor Ihnen abläuft.

Eine völlig aus jedem Zusammenhang gerissene (und zugleich sinnlose) chemische Formel, gepaart mit einer genauso unsinnigen Behauptung, dass Magnete (aus einem nichtmagnetischen Leichtmetall) Stoffe sind, die sich verbrauchen, führt zu einer Forderung nach einem elektrotechnischen Gutachten im Wert von (mindestens) 3000 Euro. Also ich sehe hier nur einen splitternackten Kerl, der ... hhmmmppfff ...

Könnt ihr den Wolf verstehen? Techniker, ich weiß, ihr könnt das.

 
 
 

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