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10.06.2015

Willkommen bei Rosch Innovations

Heute widmet der Böse Wolf der gestern wieder auferstandenen Website von ROSCH ein paar Zeilen. Der Böse Wolf hat gestern Abend bereits seine Augen verdreht, als er den Text auf der Startseite gelesen hat. Dann hat er auf den restlichen Seiten ein bisschen geblättert und festgestellt, dass dort nichts zu finden ist, was auf irgendeine Weise lesenswert wäre. Interessant – im Sinne eines Kuriosums – ist einzig die Startseite.

Nach zwei einführenden Absätzen mit Marketing-Blabla heißt es:

Wir arbeiten an vielen innovativen Projekten. Unser erstes marktreifes Produkt ist das Auftriebskraftwerk nach dem Prinzip des Archimedes: Ein Kompressor bläst die Luft unten in die Auftriebskörper und es entsteht Auftrieb (Archimedes). Durch Kettentrieb wird die entstehende Kraft übertragen und durch Stromerzeuger gebremst - daraus entsteht elektrische Energie. Die Regelung geschieht durch Anpassung der Luftmenge.

Aha. ROSCH hat also ein „marktreifes Produkt“, das nach dem Prinzip von Archimedes funktioniert. Die Erklärung, wie das Kraftwerk funktioniert, ist noch dürftiger ausgefallen als bereits in der ersten Version der Website. Wenn man nicht schon weiß, wie das Wunderwerk aufgebaut ist, dann kann man sich darunter so gut wie nichts vorstellen. ROSCH setzt ganz offensichtlich voraus, dass ein Leser den prinzipiellen Aufbau bereits kennt. Aber vielleicht ist das auch gut so. Bei einer kaum vorhandenen Beschreibung greift auch kaum konkrete Kritik. So ist zum Beispiel nicht ersichtlich, dass die Regelung, die „durch Anpassung der Luftmenge geschieht“, viel zu träge ist, als dass man damit auch nur annähernd die Frequenz des Generators regeln könnte.

Lesen wir weiter im Text:

Die Energieumwandlung passiert durch Zufuhr elektrischer Energie im Kompressor, plus kinetischer Energie/Auftrieb durch Gravitation, abzüglich Reibungsverlusten, Widerstand Generator und Wasserverdrängung.

ROSCH formuliert hier so allgemein und nur noch mit ein paar hingeworfenen Schlagworten, dass man sich darunter alles und nichts gleichzeitig vorstellen kann.

Das Ergebnis ist ein deutlich verbesserter Energieüberschuss mit den unschlagbaren Vorteilen: ...

Ein verbesserter Energieüberschuss? Verbessert gegenüber was? Und ein Energieüberschuss – was ist damit gemeint? ROSCH bleibt die Antwort schuldig. Wenn man nur grob drüberliest, klingt es für’s Erste ganz gut. Aber den Text zu verstehen sollte man besser bleiben lassen.

Nach den drei „unschlagbaren Vorteilen“ kommt der Absatz, bei dem dem Bösen Wolf fast das linke Auge aus der Höhle gefallen wäre (das rechte konnte er gerade noch rechtzeitig schließen):

Ein Auftriebskraftwerk (Kinetic Power Plant) ist kein geschlossenes System; es wirken mehrere Faktoren. Die Energie wird in eine andere Form umgewandelt (hydrostatisches Paradoxon, Boyle-Mariotte). Deshalb widerspricht es nicht dem Energieerhaltungssatz der Mechanik "Proell effect" und ist auch kein "Perpetuum Mobile".

Wir erfahren also, dass ein Auftriebskraftwerk kein geschlossenes System ist. Dieser Satz ist für ROSCH sehr wichtig, denn auf diese Weise hoffen sie, den 1. Hauptsatz der Thermodynamik umschiffen zu können, der für jedes abgeschlossene Systeme gilt. Bei einem nicht abgeschlossenen System kann es einen Energieaustausch mit der Umgebung geben. In welcher Weise das System viele Kilowatt an Leistung aus der Umgebung nehmen soll, wird nicht erklärt. Früher hat ROSCH argumentiert, die Energie würde der Gravitation entnommen. Dass so etwas nicht möglich ist, weil Gravitation keine Energieform darstellt, ist mittlerweile auch bis zu ROSCH durchgedrungen (ohne dort von irgendjemandem verstanden zu werden). Jetzt schreibt ROSCH einfach nur noch: Es wirken mehrere Faktoren. Welche Faktoren das sind? Nunja, äh, ähem, ... ja, also ... na, das ist Betriebsgeheimnis. Die Energie wird in eine andere Form umgewandelt (hydrostatisches Paradoxon, Boyle-Mariotte). Dieser Satz ist ein Highlight ROSCH’schen Physikverständnisses. Das hydrostatische Paradoxon beschreibt lediglich das Phänomen des gleichbleibenden hydrostatischen Druckes in miteinander verbundenen Gefäßen unterschiedlicher Form und unterschiedlichen Volumens bei gleicher Höhe. Dieses Paradoxon (das Wort klingt einfach geheimnisvoll, deshalb hat ROSCH es wohl verwendet ...) hat überhaupt nichts mit der Konstruktion des Auftriebskraftwerkes zu tun. Es hat fast genausowenig damit zu tun wie das Gesetz von Boyle-Mariotte, das für Gase gilt. Immerhin wird im Auftriebskraftwerk ja Luft eingeblasen, und das Volumen der eingeblasenen Luft verringert sich bei entsprechendem Wasserdruck. Was das aber mit „Die Energie wird in eine andere Form umgewandelt“ zu tun haben soll, das versteht der Böse Wolf nicht. Es kann natürlich sein, dass er zu blöd dafür ist. Wenn Sie das auch glauben, dann fragen Sie bitte einen Physik-Professor ... und wenn der auch zu blöd dafür ist, dann fragen Sie bitte ... ja klar, dann fragen Sie doch bitte einfach bei ROSCH an!

ROSCH gibt ja bereits fast eine Antwort mit dem nächsten Satz: Deshalb (also wegen dem Paradoxon und Boyle-Mariotte) widerspricht es nicht dem Energieerhaltungssatz der Mechanik „Proell effect“ und ist auch kein „Perpetuum Mobile“.

Mit diesem Satz hat sich ROSCH den persönlichen Ritterschlag der Queen verdient. Ab sofort, lieber Leser, heißt es Sir Dr. Detlef Dohmen. [Wenn jemand mit Sir angesprochen wird, dann fragt man auch nicht mehr, an welcher Universität und in welchem Fach der Dr. erworben wurde.]

Zur Erklärung des Satzes: Mit „Energieerhaltungssatz“ ist der 1. Hauptsatz der Thermodynamik gemeint. Und dieser gilt keineswegs nur für mechanische Systeme, er gilt ganz allgemein für jedes System, das in irgendeiner Form Energie enthält. Was den „Proell effect“ betrifft, so wundert es den Bösen Wolf nicht, dass der Effekt in englischer Schreibweise geschrieben wurde. Der Böse Wolf kannte diesen Effekt nämlich bisher gar nicht. Macht nichts, man kann immer etwas dazulernen. Also hat der Böse Wolf Google befragt und ist sogar fündig geworden. Allerdings ausschließlich auf einigen englischsprachigen Seiten, nirgendwo sonst. Die beiden seriöseren möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, deshalb hier die Links dazu:

Thoughts on the Proell Effect and similar ideas

The Proell Effect: A Macroscopic Maxwell's Demon

Der „Proell effect“ beschreibt im Wesentlichen eine Art „makroskopischen Maxwell’schen Dämon“. Dieser Maxwell’sche Dämon war dem Bösen Wolf durchaus bekannt (mit Dämonen kennt er sich aus). Allerdings immer im Zusammenhang mit dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik (und nicht mit dem ersten). Aber bei ROSCH ist das nicht so wichtig, Hauptsache Hauptsatz. Und Hauptsache unverständlich. Dieser „Proell effect“ hat definitiv nichts mit dem Auftriebskraftwerk zu tun. Und der Energieerhaltungssatz wird nur deshalb erwähnt, weil der Schluss des Satzes unbedingt lauten muss: „... und ist auch kein ‚Perpetuum Mobile‘“. Das ist wichtig, denn sonst glaubt es ja keiner und man kann nicht mit (ohnehin nicht erteilten) Patenten winken.

Der letzte Absatz lässt die letzte Luftblase aus dem hohlen Rohr entweichen:

Das "Wie" des Funktionierens ist unser Patent und bleibt unser Betriebsgeheimnis ... Dass unser Kraftwerk funktioniert, können Sie bei einem Besuchstermin vor Ort live erfahren. Als Wirtschaftsunternehmen bitten wir um Verständnis, dass wir nur qualifizierte Anfragen bearbeiten.

Das Patent ist also ein „Wie“. Fehlt nur das Fragezeichen. Dieses ist wohl das Betriebsgeheimnis. Da der Böse Wolf vollkommen unqualifiziert ist, hat er natürlich Verständnis, dass er keinen Besuchstermin bei diesem Wirtschaftsunternehmen erhält.

 
 
 

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