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02.06.2015

Her mit der Milliarde!!

Will man heute als sehr reich gelten, dann wird man mit einer Million am Konto kaum jemanden hinter dem Ofen hervorlocken. Bei einer Milliarde (das sind immerhin 1000 Millionen) sieht das schon anders aus. Da kann man sich dann auch schon eine Yacht kaufen, für die man ein Dutzend oder mehr Leute braucht, um sie überhaupt aus dem Hafen hinauszubewegen. Der eigene Hubschrauber samt Pilot ist auch kein großes Thema. Für Leute mit einem großen Geltungsdrang sind solche Statussymbole sehr, sehr wichtig. Sie wollen nichts anderes als „größer, besser, mächtiger, ...“ sein als andere. Dass sie auf dem Klo den gleichen Geruch verbreiten wie ihr Hausmeister wird im Bewusstsein verdrängt. So drückt es der Böse Wolf aus. Vornehmere Menschen würden sagen: Tatsächlich sind sie einfach nur ganz gewöhnliche Menschen.

Wer in seinem Leben nur sehr wenig oder fast gar keine Anerkennung erfahren hat, der sehnt sich danach. Die Sehnsucht nach Anerkennung ist eine starke Triebkraft. Man könnte auch sagen: Sie enthält viel Energie. Solche Menschen suchen sich dann etwas, das ihnen dieses Gefühl von anerkannt sein gibt. Wenn sie es nicht durch andere Menschen bekommen (aus welchen Gründen auch immer), dann eben durch Dinge. Dinge kann man kaufen – nahezu alle Dinge kann man kaufen. Auch Dienstleistungen jeder Art kann man kaufen. Man braucht dazu nur Geld. Möglichst viel davon. Um diesen Wunsch nach Anerkennung zu befriedigen, gehen manche Menschen immense Risiken ein. Ihnen ist nicht bewusst, dass gekaufte Anerkennung keinerlei Wert hat. Die Nutte ist nicht nett zu dir, weil du so ein toller Hecht bist, sie will dein Geld – das ist alles. Der Anerkennung Suchende merkt das zwischendurch immer wieder. Auch er hat einige lichte Momente, in denen das Offensichtliche für ihn sichtbar wird. Die Erkenntnis deprimiert ihn. Er fühlt sich besch... Und wenn er bereits genügend weit in seiner Abwärtsspirale drinsteckt, dann strengt er sich noch mehr an, um endlich, endlich noch mehr und noch mehr Dinge, Status, Macht, ... anzuhäufen, die jenes Gefühl der Wertlosigkeit überdecken sollen, das er mit sich herumträgt. Er deckt es zu mit möglichst dicken Schichten von Kleidern, die aus seltsamen Stoffen gewebt sind: Autos, Yachten, Titeln, Geld, Geld, Geld, ... möglichst dick soll diese Schicht sein, damit nur ja niemand sieht, wer dahinter ist:

Der nackte Kaiser.

Im Gras liegend, den Kopf auf die Vorderpfote gebettet, sieht ein zottiger Wolf den Stolzling breiten Schrittes den Boulevard entlanggehen. Schwerfällig, denn das Tragen all dieser schweren Kleider ist mühsam! Er brummt ein paar unverständliche Knurrer und schließt die Augen. Wieso sehen die vielen Leute am Straßenrand nicht, dass hinter all diesen Klamotten nur ein ganz gewöhnlicher Kerl steckt? Einer, der nach einem Gefühl dürstet, das wir alle so sehr lieben ...

Manche Menschen verfallen auf sonderbare Ideen, wie sie zu dem Geld kommen, von dem sie meinen, es könne ihnen zu diesem ersehnten Gefühl verhelfen ...

 
 
 

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