05.10.2014
Gestern Abend hat mir eine Leserin per E-Mail folgende Frage gestellt: „Wenn man einen Ball weit genug unter Wasser drückt und dann loslässt, springt er aus dem Wasser hoch. Warum?“
Da diese Frage ähnlich ist wie andere, die mir bisher zu diesem Thema gestellt wurden, beantworte ich sie hier gerne für alle Leser. Vielleicht führt meine Antwort zu einem besseren Verständnis dessen, was denn „Auftrieb“ überhaupt ist.
Auftrieb ist grundsätzlich eine Kraft, welche der Erdanziehungskraft entgegenwirkt. Diese Kraft wirkt sowohl in einer Flüssigkeit (z.B. Wasser) als auch in einem gasförmigen Medium (z.B. Luft). Diese Kraft ist immer genau so groß wie die Gewichtskraft des verdrängten Mediums. Dies war die große Erkenntnis von Archimedes. Wenn ich also z.B. einen Ball mit einem Volumen von 1 Liter unter Wasser drücke, so verdrängt der Ball dadurch 1 Liter Wasser. 1 Liter Wasser hat eine Masse von 1 kg und diese Masse wird von der Erde mit einer Kraft von 9,81 Newton angezogen. Die Auftriebskraft, die auf den Ball wirkt und ihn „nach oben drückt“, beträgt also genau diese 9,81 Newton. Die Auftriebskraft ist in jeder Wassertiefe gleich groß!
Zur Veranschaulichung machen wir nun ein kleines Experiment. Was passiert, wenn ich einen Ball sehr weit unter Wasser drücke? Wir nehmen an, der Ball befindet sich 1000 m tief im Ozean. Dort wirkt die gleiche Auftriebskraft auf ihn wie knapp unter der Wasseroberfläche, denn der Ball verdrängt auch in dieser Tiefe immer noch nur 1 Liter Wasser.
Anmerkung: Ich gehe von der Annahme aus, dass der in einer Tiefe von 1000 m herrschende große Druck den Ball nicht zerquetscht. Außerdem nehme ich der Einfachheit halber an, dass der Ball selber ein „sehr geringes“ Gewicht hat, das ich in meiner Erklärung daher vernachlässigen werde.
Wenn ich den Ball in der Tiefe loslasse, so bewirkt die Auftriebskraft, die den Ball nach oben drückt, Folgendes: Der Ball wird durch diese Kraft beschleunigt! Und zwar wird er so lange beschleunigt, so lange diese Kraft auf ihn wirkt. Er beginnt also nach oben zu steigen, erst langsam, dann schneller, und immer schneller, je weiter er sich nach oben bewegt, denn egal, in welcher Tiefe er sich auch befindet, immer wirkt diese Auftriebskraft in gleicher Weise auf ihn und beschleunigt ihn weiter und weiter. Erst nach 1000 m flutscht er mit einer enormen Geschwindigkeit aus dem Wasser und fällt dann aus großer Höhe wieder zurück auf die Wasseroberfläche, um dort zu schwimmen.
Wenn mich jetzt jemand fragt, ob ich den Ball damit nicht auf den Mond schießen könnte, wenn ich ihn in einer Tiefe von 10.000 m loslassen würde, so wäre meine Antwort: Nein. Denn mit zunehmender Geschwindigkeit des Balls steigt auch der Strömungswiderstand, welcher der Auftriebskraft entgegenwirkt. Der Ball muss ja das Wasser, das sich oberhalb von ihm befindet, „zur Seite schieben“, und das entspricht einem gewissen Kraftaufwand. Je schneller er das Wasser zur Seite schieben will, desto mehr Kraftaufwand ist dafür nötig. Dieser Kraftaufwand wirkt bremsend auf ihn. Ab einer gewissen Geschwindigkeit wird diese Bremskraft so groß werden wie die Auftriebskraft und ab diesem Zeitpunkt beschleunigt der Ball dann nicht mehr weiter, da die antreibende Kraft (der Auftrieb) und die bremsende Kraft (der Strömungswiderstand) sich gegenseitig aufheben.
Woher kommt die Energie, die den Ball über die Wasseroberfläche hinausspringen lässt? Sie kann jedenfalls nicht aus der Auftriebskraft kommen, denn oberhalb der Wasseroberfläche wirkt diese ja nicht mehr. Sie kommt aus der kinetischen Energie (Bewegungsenergie) im Ball. Der Ball hat nämlich eine kleine Masse (die von mir in der Erklärung vernachlässigt wurde). Und eine bewegte Masse entspricht einer kinetischen Energie. Hätte ich nur Luftblasen aufsteigen lassen (ein „Ball ohne Hülle“), dann würde oberhalb der Wasseroberfläche nichts springen können. Wollte man alles „ganz genau“ erklären, so müsste man auch noch das Gewicht der Luft berücksichtigen und andere sehr kleine Effekte, die auf den Ball einwirken können. Aber alles Wesentliche ist in meiner Erklärung enthalten.
Wie wirken sich diese Zusammenhänge nun aus, wenn man ein „Auftriebskraftwerk“ nach dem Muster GAIA/ROSCH bauen will? Statt eines Balls habe ich mehrere walzenförmige Auftriebskörper, die ihrem Volumen entsprechend eine größere Menge Wasser verdrängen und somit dadurch nach oben beschleunigt werden. Dieser Kraft entgegen wirkt die Bremskraft des Generators. Die Auftriebskörper werden also genauso wie der Ball so lange nach oben beschleunigt bis die antreibende Kraft (der Auftrieb) und die bremsende Kraft (der Generator) im Gleichgewicht sind.
Warum behaupte ich nun bereits seit Wochen, dass dieses „Kraftwerk“ nicht funktionieren kann, wo ich doch gerade erkläre, wie groß die Kraft ist, die einen Generator antreiben kann? Weil ich vorher die Behälter „unter Wasser drücken muss“ und dieser Arbeitsaufwand gleich groß ist wie die Energie, die ich aus dem Auftrieb wieder zurückbekommen kann.
Das Einblasen von Luft unter Wasser ist vom Kraftaufwand her gesehen nichts anderes als der Kraftaufwand des „unter Wasser drückens“. Je größer die Tiefe, desto größer der dort herrschende Druck, desto größer der Kraftaufwand, um Wasser mit einem bestimmten Volumen zu verdrängen.
In der Natur sind immer(!) alle Kräfte im Gleichgewicht. Aus Auftrieb kann nie Energie gewonnen werden, da ich vorher immer erst den Körper unter Wasser drücken muss. ROSCH und GAIA belügen euch also!
Beim „Funktionsmodell“, das in Kuchl und Klagenfurt und an anderen Orten gezeigt wurde, stammt die behauptete „Überschuss-Energie“ schlicht und einfach aus der Batterie im Schaltkasten. In Belgrad stammt die Energie aus einer anderen Quelle – vermutlich aus dem Belgrader Stromnetz. Sie stammt jedoch garantiert(!) nicht aus dem Auftrieb.
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